Freitag, 6. November 2015

Ich muss kurz aufs Klo

Es ist soweit. Ich habe das Gefühl, dass ich genug gewartet habe und gehe in das Zimmer meines Beraters. Obwohl auf dem Schild an der Tür der Name Cengiz Törgul steht begrüße ich ihn im besten alman Akzent mit:"Guten Tag Herr Frederick Meyer" um schon mal Plus-Punkte zu sammeln. "Wer sind Sie wenn ich fragen darf?" antwortet er. Ich merke wie ich schon wieder mit diese Sie getestet werde aber bleibe ganz ruhig. Erol aus Erdgeschoss von Hausnummer 3 meinte immer zu mir: bei alman immer diese Termin sagen. Das ist wie kurdische Djinn-Beschwörung, da machen almans direkt Nacken frei. Erol ist ein sehr intelligenter Mann. Erst vor kurzem hatte er sich Aktien in Hartz 4 gekauft und meint bald kommt Update auf Hartz 5 und dann wird er reich. Erol hatte früher mal in 7. Klasse Hauptschule eine 2- in Mathe, er weiß also wovon er redet.

Ich gucke also Herr Meyer an und sage: "Ich bin diesr Termin." Und Tatsächlich. Er macht direkt Nacken frei und fängt an nach irgendwelche Nummern von Sozialkasse oder so zu fragen. Als ich seine Frage mit diese komplizierten Wörter höre wird mir tam schwindelig. Um Sympathie zu erhöhen sage ich mit Baklva-Unterton: "Bitteschön Herr Meyer." und ich schiebe ihm meinen Pass rüber. Er fängt an irgendwas an seinem Computer zu machen. Kaum hat er angefangen zu Tippen klingelt das Telefon und er sagt: "Wenn Sie bitte kurz entschuldigen" als er den Anruf entgegen nahm. Ich bleibe ruhig, weil mein hoch-alman seit Knast etwas eingerostet ist und rede mir ein, dass er es nicht ernst meint. Ich gucke mich im Zimmer um und betrachte das Atatürk Bild auf seinem Schreibtisch. Dieser alman hat bestimmt Kontakte zu Großfamilie denke ich mir und bin froh bei ihm gelandet zu sein.

Im Augenwinkel sehe ich auf einmal, wie die Seitentür des Büros leise aufgeht und Mike Whitenose den Raum betritt. Er gibt mir leise Bill Cosby-Gangzeichen und fängt an PC des zweiten Arbeitsplatzes abzubauen und fachmännisch in seinem Rucksack zu verstauen. Ich bin beeindruckt von seiner Professionalität, weil er sich von seinem Nasenbluten, das vermuten lässt, dass seine Nasenscheidewand maximal noch rudimentär vorhanden ist, nicht ablenken lässt. Ich berechne seine Umlaufbahn im Quadrat zur Klingenlänge seines Butterflys und komme zu dem Ergebnis, dass er in diesem Tempo für einen Arbeitsplatz weniger als 15 Sekunden braucht. Als ich mit meinen komplizierten Berechnungen fertig bin sehe ich gerade noch, wie Mike Whitenose das Portemonnaie aus der Jackentasche meines Beraters fischt und dann ist er schon wieder verschwunden. Auf dem abgeräumten Arbeitsplatz ist jetzt nur noch ein großes #TieH eingeritzt. Der Synek versteht sein Werk.

Der alman Berater ist jetzt mit seinem Telefonat fertig und gibt mir den Pass wieder zurück. Er erzählt irgendwas mit Maßnahme und Vorstrafen und fragt mich nach irgendwelchen Vorstellungen für die Zukunft. Mir fällt es schwer ihm zu folgen und werde das Gefühl nicht los, dass er mich mit diesem Nostradamus Synek zu verwechseln scheint. Ich sage ihm ich müsse kurz aufs Klo, denn das Gespräch ist offensichtlich beendet. Ich habe schon damals in der Schule gelernt, dass man sich in vornehmen Kreisen vor Lehrern und so immer mit dieser Frage verabschiedet. Der Berater sagt bis gleich und ich verlasse den Raum. Ich bin froh, dass ich doch noch etwas mehr aus der Schule mitgenommen habe als nur den BMW-Schlüssel vom Schulleiter und die Delfin-Porno-Sammlung von unserem selbstständigen Hausmeister Wainer Rinkler.

Ich verlasse das Gebäude und sehe beim Herausgehen wie sich die Empfangsdame bei meinem Anblick hinter ihrem Schreibtisch versteckt. Ich gucke schnell weg, weil ich nicht wieder von ihren Anspielungen belästigt werden möchte. Draußen vor der Tür stehen zu meiner Überraschung 2 Krankenwagen und 1 Polizeiauto. Ich höre irgendwas mit Selbstmord und vierter Stock und dass Zeugen etwas von einem fliegenden Stuhl geredet hätten. Ich bedauere den armen Chab, für den das Game der Skrasse anscheinend zu viel geworden ist und nehme mir vor nachher für ihn zu beten.

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